Nanosilber

Nanosilber ist allgegenwärtig: Sportsocken, Kühlschränke, Kosmetika – in TV und Printmedien, im Internet und vor allem in der Produktwerbung ist zunehmend die Rede vom edlen Silber, dass vor unangenehmen Gerüchen und Bakterien schützen soll und Hautcrèmes haltbarer macht als je zuvor. Denn: Silberionen wirken antibakteriell. Sie sind insbesondere in der Lage, Zellmembranen zu durchdringen und den Stoffwechsel von Mikroorganismen zu schädigen.
Silberionen in der Medizin sind an sich nichts Neues, denn Silberpräparate wurden schon im 19. Jahrhundert zur Bekämpfung von Infektionen verwendet. Als nach dem 2. Weltkrieg bessere und billigere Verfahren zur Infektionsbekämpfung zur Verfügung standen, ging die Bedeutung von Silber im medizinischen Bereich zurück.
Der desinfizierende Effekt von Silber ist umso grösser, je grösser die Oberfläche der verwendeten Silber-Teilchen ist. Sind die Teilchen kleiner als 100 nm (ein Nanometer ist ein Millionstel Millimeter oder 10-9 Meter), spricht man von Nano-Silber. Um diese winzig kleinen Teilchen geht es, denn Materialien in Nano-Grösse haben wegen ihrer grossen Oberfläche häufig andere Eigenschaften als die gleichen Materialien mit kleinerer Oberfläche. Nanopartikel lassen sich dank moderner technischer Verfahren immer einfacher und billiger herstellen. Die Folgen für Umwelt und menschliche Gesundheit sind jedoch nur schwer abschätzbar. [1]
Silberionen sind giftig für Fische und andere Wasserlebewesen und das offenbar in weitaus stärkerem Mass, als bislang angenommen. Denn die grossen Oberflächen der Kleinstpartikel erhöhen nicht nur die Wirksamkeit gegenüber unerwünschten Keimen, sondern auch die Wirksamkeit in der Umwelt. Silber kann auch nicht zurück in den Recyclingkreislauf, denn es verbindet sich chemisch mit seiner Umgebung und kann dadurch nicht wieder aus dem Gewässer entfernt werden. Kontrovers diskutiert wird, ob die Anwendung von Silberionen im Haushaltsbereich Allergien fördert. Das in Berlin ansässige Bundesinstitut für Risikobewertung [2] findet die Silber-Anwendungsschwemme aus anderen Gründen problematisch: Die gesundheitlichen Risiken beim dauerhaften Kontakt mit Silberionen seien nicht zur Gänze bekannt, zudem seien bereits Resistenzbildungen von Bakterien beobachtet worden. Daher sei die Anwendung von Nanosilber auf unabdingbar notwendige Einsatzbereiche zu beschränken.

Und die Silber-Socken im Supermarkt? Sind sie unabdingbar notwendig? Oder suchte die Silberindustrie nach dem Wegfall des Silberbedarfs in der Analog-Fotografie lediglich nach neuen Anwendungsbereichen?

Quellen:
[1] Bundesamt für Umwelt. Aktionsplan Synthetische Nanomaterialien: Zweiter Bericht des Bundesrates über den Stand der Umsetzung, die Wirkung und den Regulierungsbedarf. Bern: 2014. Abrufbar unter www.bafu.admin.ch.
[2] Bundesinstitut für Risikobewertung. BfR rät von Nanosilber in Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs ab. Stellungnahme Nr. 024/2010 vom 28. Dezember 2009.

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